Pressemitteilung -
Ab 70 ungeschützt - Der blinde Fleck der Darmkrebs-Vorsorge
Darmkrebs kann verhindert werden. Das beweisen die Zahlen: Die Inzidenz ist in Deutschland in den letzten 20 Jahren um 25 Prozent und die Mortalität um fast 40 Prozent zurückgegangen, so die zentrale Botschaft des Darmkrebsexperten Dr. Dietrich Hüppe auf der Jahrestagung der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte in Frankfurt.
Doch von diesem Erfolg des deutschen Screening-Programms profitieren nicht alle in gleicher Weise. Die gesetzlichen Krankenkassen bieten ihren Versicherten zweimal im Leben eine Vorsorge-Darmspiegelung an. Im Zuge der Untersuchung werden potenzielle Darmkrebsvorstufen entdeckt und entfernt. Männer können die erste Untersuchung ab 50 Jahren wahrnehmen, Frauen ab 55 Jahren. Wenn kein Befund vorliegt findet die zweite Kontrolle dann zehn Jahre später statt, also etwa im Alter zwischen 60 und 70 Jahren.
Tatsächlich zeigen allerdings die Daten des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (ZI), dass die meisten Darmkrebsfälle erst im Alter von über 70 Jahren manifest werden. Das gesetzliche Screening-Programm sieht aber für diese Altersgruppe in der Regel keine weiteren Kontrollen mittels Darmspiegelung mehr vor. Beginnen Männer mit 50 Jahren ihre Darmkrebs-Vorsorge, dann kann die zweite und "letzte Vorsorge" mit 60 Jahren erfolgen. Ein sich anschließendes Konzept ab 70 Jahren fehlt noch. Hier droht dann eine Unterversorgung der Bürger in der Darmkrebs-Vorsorge.
"Die reduzierten Fallzahlen belegen den ungeheuren Erfolg des deutschen Darmkrebs-Screenings", kommentiert Dr. Petra Jessen, die Sprecherin der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte. "Die vergleichsweise hohen Fallzahlen im höheren Alter verdeutlichen aber auch, dass wir keinen Grund haben, uns zurückzulehnen. Es gibt an vielen Stellen Möglichkeiten, um die Zahlen weiter zu senken. Eine dritte Kontroll-Darmspiegelung für über 70-Jährige, wäre eine davon."
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Der Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e. V. (bng) ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Ulm, in dem sich mit fast 1.300 Mitgliedern (Stand 1. April 2021) mehr als 90 Prozent der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte (Gastroenterologen) bzw. fachärztlich tätigen Internisten mit dem Schwerpunkt Erkrankungen des Verdauungssystems (Gastroenterologie) in Deutschland zusammengeschlossen haben, um ihre beruflichen und berufspolitischen Interessen zu organisieren.