Direkt zum Inhalt springen
Fachärzte wehren sich - Krankenkassen verweigern die Kostenerstattung für die hygienische Aufbereitung von Endoskopen.
Fachärzte wehren sich - Krankenkassen verweigern die Kostenerstattung für die hygienische Aufbereitung von Endoskopen.

Pressemitteilung -

Kassen schweigen hartnäckig - Streit um Hygienekosten geht in die nächste Runde

Vor acht Wochen haben die niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte im Schulterschluss mit anderen endoskopierenden Facharztgruppen damit begonnen, das Angebot an Magenspiegelungen auf notwendige Untersuchungen, die keinen Aufschub dulden, einzuschränken. Weil die Krankenkassen eine Übernahme der hygienisch notwendigen Aufbereitungskosten verweigern, kann diese Leistung nicht mehr wirtschaftlich erbracht werden.

Stellen Sie sich vor, Sie kommen zum Arzt und der teilt ihnen mit: Für Ihre Magenspiegelung müssen wir das Endoskop der letzten Untersuchung nur grob gereinigt noch einmal verwenden. Eine Horrorvorstellung? "Den Krankenkassen scheint der Aufwand für eine hygienisch einwandfreie Behandlung ihrer Versicherten jedenfalls offenbar egal zu sein", stellt Dr. Albert Beyer vom Berufsverband der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte ernüchtert fest. "Die ständig steigenden Anforderungen für die mikrobiologisch sichere Reinigung sind ihnen keinen Cent wert. Wenn wir Ärzte nicht bislang auf eigene Kosten in die Bresche gesprungen wären, müssten die Menschen für die Untersuchung schon lange stationär ins Krankenhaus. Termine dafür gäbe es dann wohl erst am St. Nimmerleinstag."

Dass Patienten derzeit keine Termine für abklärende oder differenzialdiagnostische Magenspiegelungen erhalten, beeindruckt die Krankenkassen bisher wenig. Dabei ist der Bedarf für die Untersuchungen ungebrochen. Die im Spitzenverband der Fachärzte (spifa) organisierten Fachärzte sehen sich genötigt, ihre bisher auf acht Wochen begrenzte Kampagne zum Thema spezielle Hygienekosten auf unbestimmte Zeit zu verlängern und zu intensivieren.

"Wir bedauern diesen Schritt sehr", betont Dr. Beyer. "Viele Menschen müssen aktuell auf eine erlösende Befundung, die oft ja auch einen Krankheitsverdacht ausschließt, auf unbestimmte Zeit verzichten. Eine Strategie des "Aussitzens" von Seiten der Krankenkassen ist aus unserer Sicht völlig unangebracht. Unsere Patienten werden nachhaltig ihren Anspruch auf eine sichere und hygienisch einwandfreie Untersuchung bei ihren Krankenkassen geltend machen. Wir Magen-Darm-Ärzte bieten die Magenspiegelung nur noch in akuten Fällen an. Alle anderen Fälle können erst wieder untersucht werden, wenn die Kostenfrage zufriedenstellend geklärt ist."

Links

Themen

Kategorien


Der Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e. V. (bng) ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Ulm, in dem sich mit fast 1.300 Mitgliedern (Stand 1. April 2021) mehr als 90 Prozent der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte (Gastroenterologen) bzw. fachärztlich tätigen Internisten mit dem Schwerpunkt Erkrankungen des Verdauungssystems (Gastroenterologie) in Deutschland zusammengeschlossen haben, um ihre beruflichen und berufspolitischen Interessen zu organisieren.

Kontakt

Dr. Holger Böhm

Dr. Holger Böhm

Pressekontakt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Zugehörige Meldungen

Für uns als überwiegend endoskopisch tätige Fachärzte ist Keimfreiheit der medizinischen Geräte die Grundvoraussetzung für unsere Arbeit überhaupt - Dr. Albert Beyer, Verbandsvorsitzender der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte

Mehr als nur sauber - Nur keimfrei ist sicher!

Wir erleben seit Jahren, dass Krankenkassen eine angemessene Finanzierung der Maßnahmen verweigern, die für die Sicherheit ihrer Versicherten unverzichtbar sind - Dr. Albert Beyer, Verbandsvorsitzender der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte.

Das schärfste Schwert, um Übertragungswege von Krankheitserregern zu unterbinden, sind konsequente Hygiene-Maßnahmen - Dr. Albert Beyer vom Berufsverband der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte (bng)

Höchste Standards ohne Gegenfinanzierung: Magen-Darm-Ärzten wachsen Hygienekosten über den Kopf

"Das schärfste Schwert, um Übertragungswege von Krankheitserregern zu unterbinden, sind konsequente Hygiene-Maßnahmen. In unseren Praxen fallen dafür grob geschätzte Kosten in Höhe von durchschnittlich 94.000 Euro im Jahr an, von denen ein erheblicher Anteil von den Krankenkassen nicht gegenfinanziert wird", sagt Dr. Albert Beyer vom Berufsverband der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte (bng).

Darmspiegelung in der Praxis eines Magen-Darm-Arztes - fachweitergebildetes Personal assistiert bei der Untersuchung und kümmert sich um die Reinigung der Geräte (Foto: bng).

Im Schulterschluss: Magen-Darm-Ärzte ziehen Konsequenzen

Die Krankenkassen weigern sich seit Jahren, die Kosten für die REinigung der Endoskope zu übernehmen. Darüber werden wir unsere Patienten jetzt informieren und sie auffordern, ihrer Kasse mitzuteilen, was sie davon halten! - Priv.-Doz. Dr. Katja Klugewitz, Sprecherin der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte.

Zur Untersuchung des Verdauungstraktes werden endoskopische Methoden eingesetzt, die dafür verwendeten Geräte müssen nach der Untersuchung aufwändig gereinigt und desinfiziert werden.

Kongress der Verdauungsmediziner: Verknappung der Magenspiegelungen Topp-Thema Nummer 1

Die Magen-Spiegelung ist totgespart und kann im ambulanten Sektor nicht mehr kostendeckend angeboten werden. Immer mehr Magen-Darm-Ärzte sehen sich inzwischen gezwungen, das Angebot für Magen-Spiegelungen deutlich zurückzufahren und strikt auf akute Fälle zu beschränken. In immer mehr Regionen werden für Routine-Untersuchungen derzeit gar keine Termine mehr vergeben.

Hygiene-Maßnahmen in der Praxis brauchen Zeit, Raum, Technik und qualifiziertes Personal. Dieser erhebliche Aufwand wird bis heute leider nicht in adäquater Weise im Rahmen der Leistungsvergütung berücksichtigt.

Patientensicherheit hat ihren Preis: Fachärzteverbände legen Konzept für eine sachgerechte Vergütung der Hygienekosten vor

"Keimfreiheit ist das oberste Prinzip bei allen Untersuchungen und Behandlungen", betont bng-Vorstand Dr. Albert Beyer. "Dafür gibt es klare Regeln, die die niedergelassenen Fachärzte in ihren Praxen umsetzen. Wir erwarten von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und den Gesetzlichen Krankenkassen eine schnelle, sachgerechte und transparente Finanzierung der speziellen Hygienekosten."