Pressemitteilung -
Druck ist ein schlechter Berater - Primärarztsystem nicht überstürzen
Ministerin Nina Warken drückt aufs Tempo. Das Primärarztsystem zur Steuerung von Patienten über die Hausärzte zum Facharzt soll schnell kommen, noch bevor die geplante Kommission bis 2027 Vorschläge für eine umfassende Reform zur finanziellen Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gemacht hat.
„Die niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte begrüßen die Einführung von Regelungen zur Steuerung von Patientenströmen da, wo sie sinnvoll umgesetzt werden können“, betont der Verbandschef der Facharztgruppe, Dr. Ulrich Tappe. „Bei der Einführung sollte man aber nichts überstürzen. Einfach die ganze Verantwortung auf den Schultern der Hausärzte abzulegen, ist keine gute Idee.“
Nach Angaben des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) gibt es heute – ohne Berücksichtigung von Augen- und Frauenheilkunde – pro Jahr weit mehr als 100 Millionen Behandlungsfälle ohne Überweisung. Wenn wirklich jeder Patient zuerst zum Hausarzt muss, bevor er einen Facharzt konsultieren darf, führe dies, so die ZI-Berechnungen, zu mindestens 380 zusätzlichen Patientenkontakten pro Jahr. Es könnten aber auch bis zu 2.000 sein. Und das vor dem Hintergrund von immer mehr ausscheidenden Hausärzten. Allein in Sachsen-Anhalt rechnet die Kassenärztliche Selbstverwaltung mit 300 nicht wieder besetzten Hausarztpraxen in den nächsten fünf Jahren.
„Wir Magen-Darm-Ärzte unterstützen die Vorschläge der kassenärztlichen Selbstverwaltungsorgane“, erklärt Dr. Tappe, „dass bei schweren chronischen Erkrankungen sowie bei Vorsorgeuntersuchungen ein Direktzugang zum Facharzt ohne Überweisung möglich sein muss. Versicherte, die darüber hinaus direkt einen Facharzt aufsuchen, sollten sich an den Kosten beteiligen, wenn der Arztbesuch unbegründet gewesen ist.“
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Der Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e. V. (bng) ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Ulm, in dem sich mit fast 1.300 Mitgliedern mehr als 90 Prozent der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte (Gastroenterologen) bzw. fachärztlich tätigen Internisten mit dem Schwerpunkt Erkrankungen des Verdauungssystems (Gastroenterologie) in Deutschland zusammengeschlossen haben, um ihre beruflichen und berufspolitischen Interessen zu organisieren.